Dienstag, 27. Mai 2014

Liepaja - Vintsplis



                                                                                                                25.5.2014

Um 03 30 Uhr lief ich wie geplant aus. Es war ein wunderschöner Morgen. Ganz dunkel wird es schon gar nicht lief mehr, immer bleibt ein kleiner heller Schimmer am Horizont, der dann so gegen 3 30 Uhr auch langsam beginnt heller zu werden.
Mit optimalem achterlichem Wind, kam ich zügig nach Liepaja.
Liepaja „rau und herzlich“ wie es im Prospekt steht?? Vielleicht!



Von Litauen bereits sehr positiv verwöhnt, sieht man hier wenig renoviertes und „Schönes“.  Anders als in Klaipeda finden sich hier viele Holzhäuser, ein deutlich russischer oder skandinavischer Einfluss, kleine und große doch auf fast keinem ist irgendwie Farbe zu erkennen, keine frische. Waren in Litauen überall EU-Subventionsschilder  zu sehen, sieht man die hier kaum.
Von See her sah man in der Ferne eine große russische Kuppelkathedrale, die wollte ich gerne sehen. Sie lag 4 Kilometer entfernt in einem ehemaligen militärischen Sperrgebiet, zwischen heruntergekommenen Plattenbausiedlungen, im Gebiet eines ehemaligen wichtigen Sowjetischen Ostsee Flottenstützpunktes. Eine Gegend die z.T. große alte, ehemals sehr schöne Gebäude zeigt, welche aber durch die sowjetische  Besatzung  jeden Reizes beraubt ist. Die Kathedrale war Kino und Ballsaal… und ist erst mit Abzug der Russen wieder als Kirche in Gebrauch.
Wenig harmonisch und einheitlich ist auch die Stadt, die über mehrere alte Kirchen verfügt. Die Strassenbahn fährt ihre 15 Kilometer seit 1918. In der Kürze der Anwesenheit, bemühe ich mich das hier nicht so schnell zu beurteilen, vieles ist anders, ungewohnt, nicht vertraut.
Eigentlich wollte ich am nächsten Morgen gleich weiter. Jetzt findet hier am Hafen aber ein Fest mit vielen Ständen und Musik  statt. 
 
Das werde ich mir natürlich doch nicht entgehen lassen. Mal schauen, ob ich evtl. am Nachmittag noch bis Pavilosta fahre. Denn der Wind soll wieder ungünstiger werden.
War gestern Abend mit dem Rad noch am Strand, traf dort einen Amerikaner der seit 3 Jahren Mit Segelbooten trampend um die Welt reist. Auch ein interessantes Leben, Erinnerte mich an das Buch was ich gerade gelesen hatte, 15 Jahre mit dem Motorrad unterwegs.
Den Samstag Vormittag schaute ich mir nun doch noch das Kunsthandwerkerfest an, nutzte aber auch noch mal die Gelegenheit durch die Stadt zu streifen und mich ein wenig umzuschauen.
 




Gegen 14 Uhr machte ich mich dann auf den Weg nach Pavilosta oder Ventspils?- Wieder schönes Wetter, ich nutzte es bis spät in die Nacht.  Um 02 oo kam ich in Ventspils an. Ein wieder sehr großer Öl- Hafen. Hell erleuchtet. Das Einlaufen so eigentlich auch kein Problem. Für Yachten ein kleines extra Hafenbecken. Dort machte ich fest, das erste Mal mit Heckboje. Freundlicherweise kam sogar noch ein Finne der mich Vorne in Empfang nahm, während ich mich um meine Heckleine kümmerte. Neben mir lag mal wieder die ELIANA . So begegnet man sich immer wieder. Leider habe wir uns nicht gesprochen, schliefen sie als ich kam und sind dann morgens schon um 6 Uhr ausgelaufen, wahrscheinlich mit Ziel Riga-Bucht.
Gegen 8 Uhr stand ich auf, auch der Hafenmeister kam recht früh. Deutlich ist wie die Hafengebühren von Land zu Land teurer werden. Polen um die 10 €, Danzig 15 €, Llitauen auch ca. 11 €, jetzt zahle ich hier schon 15 €. In Estland bewegte sich das zwischen 15 und 25 €.
Wieder einmal holte ich mein kleines Rad aus der Backskiste. Bin sehr froh, dass ich es habe und startete zu einer erneuten Erkundigungstour. Interessant zu sehen wie sich diese Stadt präsentiert. Ich fand einen schönen Marktplatz, an welchem sogar heute am Sonntag gehandelt wurde. Obst, Gemüse, Maiglöckchen, mit welchen sich alte Mütterchen ein Taschengeld verdienen. Und es gibt  haufenweise billig Klamottenstände…
Natürlich gibt es auch einen wunderschönen breiten, weißen Sandstrand. Doch den hatte ich schon mit Michael. So entschied ich, dass ich doch lieber das Segeln bei Sommerwetter genießen wollte, was ich dann auch tat. Aber ich hatte beschlossen nicht weiter in Lettland zu bleiben, auch wenn Riga sicher einen Besuch wert ist. Mir reichten die großen Industriehäfen. Lieber segelte ich weiter nach Estland, gespannt was mir dort begegnen wird.

Nida


                                                                                                       21.5.2014
Still war es , kaum ein Lüftchen regte sich und die Sonne schien. Kein für uns sonst so gewohntes mechanisches Geräusch war zu hören, es war einfach nur beeindruckend still, zwischendurch schrien vereinzelt Vögel oder quakte ein Frosch und dazwischen zog mit gewaltigem Flügelschlag  eine Gruppe Schwäne seine Bahn, mit diesem so schwanen typischen Singsang ihres Flügelschlags. O begann dieser schöne Morgen.  Früh legten wir ab, segelten in aller Stille davon, entlang an flachem, waldigem oder auch hohem Dünenufer. Wie beeindruckt und fasziniert war ich wenn hinter dem letzten noch zu sehenden Waldstück, plötzlich eine weiß gelb schimmernde Dünensiluette auftauchte.
 
 







So gelangten wir schließlich an das südlichste Ende der Litauischen Kurischen Nehrung, nach Nida. Der Ort an welchem Tomas Mann drei Sommer verbrachte. Ich hatte ihn mir kleiner vorgestellt. Wir waren schon am frühen Mittag eingelaufen, so hatten wir noch viel Zeit uns umzuschauen. Nach einem  kleinen Gang durchs Dorf, nahmen wir unsere Handtücher  und machten uns auf den Weg an die Ostsee. Etwas mehr wie einen Kilometer mussten wir laufen, dann kamen wir an den, sich die  ganze Küste entlangziehenden, fast nordsee mäßig breiten weißen Ostseestrand. Mit sehr ausführlich beschrifteten Strandabschnitten, wer wo, wie bekleidet baden darf, fanden wir schließlich unseren Platz, badeten, sonnten und schliefen bis es reichte. Dann  machten wir uns auf den Rückweg. Abends machten wir uns dann noch mal auf den Weg in die Dünen, die sich wüstenmäßig neben Nida ausbreiteten. Ein ganz besonderes Erlebnis.
 
Faszinierend waren auch die vielen und überall in prächtiger Blüte stehenden großen Fliederbüsche. Sie fanden sich überall in den in den Dörfern, aber auch an einsamen Stellen in der Wildnis und verströmten einen unglaublich betörenden, schönen Duft!
Am nächsten Tag lieh sich Michael ein Rad, so dass wir zu zweit eine Radtour unternehmen konnten. Besuch beim Sommerhaus von Thomas Mann, das durfte ja wirklich nicht fehlen und dann gings erst mal an der Nehrung entlang, ca. 6 Km durch einsamen Wald. Irgendwann fanden wir eine Kleinigkeit zu essen, dann gings weiter, rüber auf die Ostseeseite, wo wir wieder an einen einsamen Stand fanden und uns sehr wohl fühlten. 



 








 











Da Michael morgen Abend seine Fähre in Klaipeda bekommen muss, werden wir morgen dorthin zurücksegeln und ich werde wieder alleine weitersegeln, auch wieder eine Umstellung, ist es doch auch sehr schön sich austauschen und mitteilen zu können. Schön war es und gut haben wir uns verstanden.
Der Wind kam leider nicht so stark wie erwartet. Zwar konnten wir anfangs segeln, mussten aber zwischenzeitlich dann doch wieder motoren, so lange bis der Wind dan am späten Mittag richtig aufbrieste und wir mit Spinnacker und Höchstfahrt in den Klaipeda Kanal einliefen. So machte sich Michael bald auf den Weg zu Fähre und ich bemühte mich früh schlafen zu gehen, wollte ich doch gerne um 3 Uhr aufstehen, ausslauafen und nach Liepaja segeln.

Sonntag, 25. Mai 2014

Klaipeda-Juodkrante



                                                                                   17.5.2014

Nach dem gestrigen Tag wachten wir beide immer noch recht gerädert und z.T. mit Kopfschmerzen auf. Doch ein gutes Frühstück und eine Schmerztablette konnten diesen Zustand bald zum positiven ändern. Auch der anfängliche Regen verschwand und die Sonn kam hervor. Unseren anfänglichen Liegeplatz wechselten wir und verlegten das Boot durch die Drehbrücke in den alten Stadt Hafen. Im Gegensatz zum Kanalhafen liegt man hier wie in Abrahams Schoß. Gegen Mittag  machten wir uns dann auf den Weg, die Stadt Klaipeda zu erkunden. Nicht weit vom Hafen beginnt die Altstadt und schnell staunt man über die vielen alten, schönen Häuser.
Anfangs hielten wir uns in der Nähe des Stadtkanals, wo wir bald vielstimmigen Tumult, Gesang, Jubel und Musik hörten, der unsere Neugier weckte und uns dort hinzog. Nach einigen Erkundigungen erfuhren wir, dass hier ein Benefiz-Volks-Lauf mit 3, 5, 10 Km stattfand. Mittlerweile war das Wetter wunderschön sonnig geworden, die Stimmung war aufregend und einfach nur schön und da die 10 und 5 Km Läufer schon gestartet waren und die Zeit noch reichte entschied ich mich,   zu warten, dann gings los. Drei Km waren ja nicht viel, aber das Event hat sich gelohnt. Die Hauptstraße gesperrt, erlief ich mir so, mit vielen anderen Läufern  meine ersten Kilometer in dieser Stadt um dann aber eben auch schon bald in einem netten kleinen Stadion in die Zielgerade „einzulaufen“. Ein toller Empfang und schönes Erlebnis, gleich zur Begrüßung in dieser Stadt. Ich war begeistert. Sogar die Frau Ministerpräsidentin war beim  Zieleinlauf dabei. (leider hatte ich mein Handy nicht dabei sonst hätte man mich neben ihr gesehen…Schade..)



kurzerhand dort mitzulaufen. Ich erstand das notwendige T-shirt und die Registrierungsnummer 2525 und wartete auf den Start. 15 min. galt es noch Ja, das war meine richtige Ankunft in Klaipeda.  Einfach schön! Natürlich musste ich die drei Km wieder zu Michael zurücklaufen, aber so war ich doch etwas mehr, wie nur eine kleine Strecke gelaufen. Jetzt erkundeten wir die Stadt. Sahen recht lehre, meisten mit Kopfsteinen gepflasterte Straßen, schöne und auch weniger schöne Häuser. Viel Altes wird renoviert und saniert. Verlässt man man die überwiegend gepflasterte Stadt, findet man auch breite Straßen und viele von den Russen gebaute Vorläufer der Plattensiedlungen. Unverputzte Kalksandsteinbauten…. 

Interessant ist zu wissen, dass 52% Russen in Klaipeda leben, ehemals für die Werften benötigte Arbeiter….Das Zusammenleben scheint aber gut zu funktionieren, so weit wie wir das in der Kürze der Zeit erfahren konnten.  So endete der Tag dann, mit vielfältigen Erlebnissen. 
Am nächsten Tag wiederholten wir unseren Stadtrundgang, erlebten den Alltag, sahen die Markthallen und die Menschen die dort kauften und verkauften, kauften selber Obst und Gemüse ein und machten uns gegen Nachmittag auf den Weg, in die Kurische Nehrung. Durch die gegen an laufende Strömung und den ungünstigen Wind mussten wir teilweise motoren, konnten zeitweise auch kreuzen und gelangten so bis nach Juodkrante. 
Die Wassertiefe reichte gerade eben und so konnten wir als einziges Boot im Hafen festmachen. Beeindruckend die Stille dieser Landschaft. In der Hoffnung der Ostseestrand sei nicht so weit entfernt, liefen wir gen Westen, kamen in einen fast urwaldmäßigen Wald mit vielen großen Skulpturen, Trollen, Königen und Prinzessin, den Weg zum Strand fanden wir diesen Abend jedoch nicht. So kehrten wir zum Boot zurück, genossen den Sonnenuntergang und die Stille dieses schönen Ortes.