16.5.2014
Gegen 10 20 Uhr
waren wir endlich losgekommen. Aus dem Danziger Hafen heraus zu motoren dauerte
eine Stunde, dann konnten wir Segel setzen. Mussten erst mal etwas Höhe
gewinnen, segelten auf das Zopoter Ufer zu und konnten dann einen Schlag machen
um fast gut an der Hela Halbinsel vorbei zu kommen.
Gdynia im Hintergrund |
Mit einem Mindestabstand
von 12 sm, musste die Russische Enklave Kaliningrad umsegelt werden. Leider
konnten wir den Kurs nicht direkt einhalten. Um auf der notwendigen Kurslinie
zu bleiben mussten wir wiederholte Kreuzschlage unternehmen. Bis 23 Uhr wehte
es mit gut 5-6 Windstärken, in Böen evtl. auch etwas mehr.
Ferienort Zopot |
Da die nächste Küste
im Nord Osten erst wieder Schweden ist, hatten die Wellen gute Zeit sich ordentlich
aufzubauen. Als Besegelung hatte ich ein Reff im Groß und die kleinere Fock
angeschlagen. Das war insgesamt auch eine richtige Entscheidung, hatte man so
doch nie das Gefühl, übertakelt zu sein. Eher im Gegenteil, das Boot lief auch
bei diesem kräftigen Wind ausgeglichen und ohne besonderen Druck auf Takelage
und Ruder. Problematisch wurde das erst als der Wind gegen 23 Uhr recht
plötzlich nachließ, wir durch die von vorne kommenden Wellen gestoppt, fast
keine Fahrt mehr machten und nur noch herum geschubst wurden ohne Fahrt im
Schiff zu haben. So blieb mir nichts anderes übrig als bei Dunkelheit das Segel
zu wechseln. Fock runter, dabei tanzte das Boot rauf und runter, ohne das man
die Wellen sah, das einzige Licht war das der Positionslampen , Grün-Rot… Schon
als die Fock noch nicht ganz unten war, machte sich bei mir die Nahrung
schlagartig auf den Weg zum falschen Ausgang. Trotzdem festhalten, Segel
runter, abschlagen. Genua ran, einfädeln in die Vorliek-Rollfockschiene. Beides
ging aber nicht, Festhalten, Einfädeln, Hochziehen. So musste Michael das Fall
kriegen und in Absprache hochziehen.
Obwohl die Verständigung sich immer
mühsamer gestaltete, haben wir es schließlich zusammen hinbekommen. Endlich war
wieder etwas Zug im Boot. Es ließ sich wieder steuern und wir kamen vorwärts.
Zum Glück gab´s den Steuerpiloten, der wurde eingehakt. Dann konnte ich
versuchen mich zu erholen. Michael hielt treu und tapfer Wache, passte oben auf
und versah mich mit Wärmflaschen und Wolldecke, da mein Kreislauf recht angegriffen war. Als es langsam hell wurde war ich soweit wieder an die Pinne
zu gehen. Langsam kehrten die Kräfte zurück. Der Wind blies weiter aus der
Richtung, nahm gegen Vormittag auch wieder zu auf ca. 5 Bft. Die Genua blieb,
das Groß wurde wieder gerefft. So schoben wir uns langsam aber stätig an
Russland vorbei, konnten immer mit Blick auf Karte und Plotter den notwendigen
Abstand von mind. 12 sm einhalten und näherten uns so Klaipeda, der Hafenstadt
Litauens. Ca. 10 Meilen vorher schlief der Wind so weit ein, dass wir
entschieden zu motoren, um nicht noch eine zweite Nacht auf dem Wasser zu
bleiben, denn beide waren wir nach dieser Nacht recht erschöpft.
Auslaufendes Schiff aus Klaipeda |
Gegen 20 30 Uhr
liefen wir in Klaipeda, Litauens einziger Hafenstadt mit einem großen Industriehafen,
ein. Nach der Einfahrt in den Ausläufer der Kurischen Nehrung waren es fast
noch einmal 4 sm bis wir den Alten Stadthafen erreichten. Doch was war da los?
Tausende von Menschen säumten das Hafenufer und viele Boote einschließlich
sprühender Feuerwehr und rotierender Fähre befanden sich ausgelassen auf dem
Wasser. Viele Boote waren um uns herum als wir einliefen, so machten wir
schließlich im Alten Stadthafen fest. Wir erfuhren dass hier so
ein Ansegelfest
gefeiert wurde. Den Höhepunkt stellte ein fantastisches Feuerwerk dar, was uns
wenig später überraschte. Danach lehrte sich der Kai auch sehr schnell und es
kehrte bald Ruhe ein, so dass auch wir uns um unseren verdienten Schlaf kümmern
konnten.
An dieser Stelle sei noch
erwähnt, dass wir schnell darüber aufgeklärt wurden, dass Litauen noch nicht den
Euro eingeführt hat, sondern die Währung Lita nutzt. Das merkten wir als
wir uns an diesem Abend noch einen kleinen Snack gönnen wollten und keine
heimische
Währung dabei hatten. Auch die Zeit ist hier eine Stunde weiter
gestellt. Man benutzt hier die
Eastern
European Summer Time. Eine
Tatsache die mir erst wenig vorher bekannt wurde. So war es schon sehr
spät als wir endlich in die Koje kamen und schnell in einen tiefen Schlaf
fielen.
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