Mittwoch, 21. Mai 2014

Überfahrt - Danzig – Klaipeda



                                                                                                        16.5.2014
Gegen 10 20 Uhr waren wir endlich losgekommen. Aus dem Danziger Hafen heraus zu motoren dauerte eine Stunde, dann konnten wir Segel setzen. Mussten erst mal etwas Höhe gewinnen, segelten auf das Zopoter Ufer zu und konnten dann einen Schlag machen um fast gut an der Hela Halbinsel vorbei zu kommen.

Gdynia im Hintergrund

 Mit einem Mindestabstand von 12 sm, musste die Russische Enklave Kaliningrad umsegelt werden. Leider konnten wir den Kurs nicht direkt einhalten. Um auf der notwendigen Kurslinie zu bleiben mussten wir wiederholte Kreuzschlage unternehmen. Bis 23 Uhr wehte es mit gut 5-6 Windstärken, in Böen evtl. auch etwas mehr.


Ferienort Zopot


Da die nächste Küste im Nord Osten erst wieder Schweden ist, hatten die Wellen gute Zeit sich ordentlich aufzubauen. Als Besegelung hatte ich ein Reff im Groß und die kleinere Fock angeschlagen. Das war insgesamt auch eine richtige Entscheidung, hatte man so doch nie das Gefühl, übertakelt zu sein. Eher im Gegenteil, das Boot lief auch bei diesem kräftigen Wind ausgeglichen und ohne besonderen Druck auf Takelage und Ruder. Problematisch wurde das erst als der Wind gegen 23 Uhr recht plötzlich nachließ, wir durch die von vorne kommenden Wellen gestoppt, fast keine Fahrt mehr machten und nur noch herum geschubst wurden ohne Fahrt im Schiff zu haben. So blieb mir nichts anderes übrig als bei Dunkelheit das Segel zu wechseln. Fock runter, dabei tanzte das Boot rauf und runter, ohne das man die Wellen sah, das einzige Licht war das der Positionslampen , Grün-Rot… Schon als die Fock noch nicht ganz unten war, machte sich bei mir die Nahrung schlagartig auf den Weg zum falschen Ausgang. Trotzdem festhalten, Segel runter, abschlagen. Genua ran, einfädeln in die Vorliek-Rollfockschiene. Beides ging aber nicht, Festhalten, Einfädeln, Hochziehen. So musste Michael das Fall kriegen und in Absprache hochziehen. 
Obwohl die Verständigung sich immer mühsamer gestaltete, haben wir es schließlich zusammen hinbekommen. Endlich war wieder etwas Zug im Boot. Es ließ sich wieder steuern und wir kamen vorwärts. Zum Glück gab´s den Steuerpiloten, der wurde eingehakt. Dann konnte ich versuchen mich zu erholen. Michael hielt treu und tapfer Wache, passte oben auf und versah mich mit Wärmflaschen und Wolldecke, da mein Kreislauf recht angegriffen war. Als es langsam hell wurde war ich soweit wieder an die Pinne zu gehen. Langsam kehrten die Kräfte zurück. Der Wind blies weiter aus der Richtung, nahm gegen Vormittag auch wieder zu auf ca. 5 Bft. Die Genua blieb, das Groß wurde wieder gerefft. So schoben wir uns langsam aber stätig an Russland vorbei, konnten immer mit Blick auf Karte und Plotter den notwendigen Abstand von mind. 12 sm einhalten und näherten uns so Klaipeda, der Hafenstadt Litauens. Ca. 10 Meilen vorher schlief der Wind so weit ein, dass wir entschieden zu motoren, um nicht noch eine zweite Nacht auf dem Wasser zu bleiben, denn beide waren wir nach dieser Nacht recht erschöpft.
Auslaufendes Schiff aus Klaipeda


Gegen 20 30 Uhr liefen wir in Klaipeda, Litauens einziger Hafenstadt mit einem großen Industriehafen, ein. Nach der Einfahrt in den Ausläufer der Kurischen Nehrung waren es fast noch einmal 4 sm bis wir den Alten Stadthafen erreichten. Doch was war da los? Tausende von Menschen säumten das Hafenufer und viele Boote einschließlich sprühender Feuerwehr und rotierender Fähre befanden sich ausgelassen auf dem Wasser. Viele Boote waren um uns herum als wir einliefen, so machten wir schließlich im Alten Stadthafen fest. Wir erfuhren dass hier so
ein Ansegelfest gefeiert wurde. Den Höhepunkt stellte ein fantastisches Feuerwerk dar, was uns wenig später überraschte. Danach lehrte sich der Kai auch sehr schnell und es kehrte bald Ruhe ein, so dass auch wir uns um unseren verdienten Schlaf kümmern konnten.

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass wir schnell darüber aufgeklärt wurden, dass Litauen noch nicht den Euro eingeführt hat, sondern die Währung Lita nutzt. Das merkten wir als wir uns an diesem Abend noch einen kleinen Snack gönnen wollten und keine heimische 
Währung dabei hatten. Auch die Zeit ist hier eine Stunde weiter gestellt. Man benutzt hier die
Eastern European Summer Time. Eine Tatsache die mir erst wenig vorher bekannt wurde. So war es schon sehr spät als wir endlich in die Koje kamen und schnell in einen tiefen Schlaf fielen.


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