7.6.
-13.6. 2014
Ich verlebte zwei sehr schöne und entspannte Tage auf Haapasaari,
einer kleinen Inselgruppe ganz im Osten Finnlands, die 20 sm vor der Küste liegt
und der fast letzte Ausklarierungshafen für die Ausreise nach Russland ist. Ich
genoss diesen Tag auf flach geschliffenen Felsen, in der Sonne liegend und lesend.
Am Samstag war es dann aber erst
einmal grau bedeckter Himmel und das In der Sonne liegen hatte sich somit
erledigt. So war ich eigentlich bereit weiter zu segeln. Noch herrschte Flaute,
doch laut Windfinder und wo ich jetzt auch verstärkt schaue, da er mir
verlässlicher erscheint, bei WindGuru wurde ab Mittag Wind aus Süd-West vorher
gesagt, 3-4. Das wäwre sozusagen für mich und mein Ziel St.Petersburg geradezu
optimal! Gegen späten Vormittag fuhr ich also in den Zollhafen und meldete mich
dort zur Ausreise aus der EU. Nachdem die Formalitäten erledigt waren machte
ich mich auf den Weg. Und fast gleichzeitig hob auch der Wind an zu wehen und er
legte so wie er sollte langsam los, aus der richtigen Richtung, West! Wie gut
war das! So segelte ich gen Ost, raumen Wind. Der nahm jetzt zügig zu und
steigerte sich auf 5 – 6, wodurch ich die erste Hälfte der insgesamt etwa 85 Sm
in Höchstfahrt zurücklegte. Einmal kam eine lange große Welle und eine Bö
gleichzeitig von Hinten und ich rauschte mit noch nie dagewesener Höchstfahrt
von 11.1 knoten vor der Welle her. Mit einem Kielschiff solch eine
Geschwindigkeit zu erlangen, lässt auch schon den Adrenalinspiegel sprungartig
ansteigen. Doch das wichtigste in solch einem Moment ist, die Pinne ruhig zu
halten und nicht in Hektik zu geraten,
dann kann das Schiffchen in ruhe ausrasen und wieder zu normaler
Geschwindigkeit zurück finden. Rgendwann
nahm der Wind auch langsam wieder ab und jetzt etwas langsamer, näherte ich
mich dem Ende dieser großen Bucht des Finnischen Meerbusens. Mitte der Nacht
wehte es nur noch schwach und ich kam nur noch langsam voran kam. Doch auch das
war ein Erlebnis. Die Nacht war sternenklar, wie man so schön sagt, aber man
sah nur wenig Sterne, da es dazu fast zu hell war. Stattdessen sah man viele
andere Lichter auf dem Wasser. Es herrschte reger Verkehr auf dem Wasser,
ständig liefen Schiffe im Fahrwasser
dicht an
mir vorbei und es wimmelte von ankernden Schiffen, die teilweise direkt
am Fahrwasser ankerten und ein weites Lichtermeer am Horizont bildeten.
Sonnenaufgang über Russland |
Hier
musste ich durch, was aus der Ferne komplizierter aussah als es beim
Näherkommen wirklich war. Am Ende dieses großen Finnischen Meerbusens lag jetzt
die Insel Krohnstadt mit der Festung Kotlin. Eine ehemals gesperrte und nur dem
Militär zugängliche Stadt. Diese
wiederum ist durch einen Hochwasser-Schutzdamm, über welchen eine Autobahn führt, zu beiden Seiten mit dem
Festland verbunden. Die Einfahrt in die dann noch 20 sm tiefe Bucht, an deren
Ende Sankt Petersburg liegt, führt durch ein untertunneltes
Hochwasser-Sperrwerk, welches zum Schutz der Stadt geschlossen werden kann.
Fertig geworden und einsatzbereit ist die Anlage erst vor 3-4 Jahren, durch das
direkte Einwirken von Herrn Putin, nachdem viele Jahrzehnte daran gebaut wurde.
Gegen 5 Uhr lief ich durch das Sperrwerk, mit einer
Gegenströmung von einem guten Knoten. War ich der Meinung in den großen ehemaligen
Militärhafen von Krohnstadt einlaufen zu müssen, war ich froh, direkt hinter der Einfahrt
durch das Sperrwerk den Zollterminal zu entdecken, da dort die britische
Motorjacht lag, die mich kurz zuvor überholt hatte. So fuhr ich dort hin, wurde
freundlich angewiesen wo ich mich hinzulegen hatte und meldete mich dann mit
meinem Pass. Es dauerte etwas und einige Zettel mussten ausgefüllt werden, doch
schließlich war das Einklarieren halb geschafft, es fehlte nur noch der
richtige Zollbeamte und der kam erst um 10 Uhr. „Ich sollte mich jetzt mal hinlegen und noch etwas
schlafen“Es war gerade erst 5 30 Uhr. So stellte ich meinen Wecker
auf 9 30 Uhr. Pünktlich wachte ich durch den Wecker auf, zog mich
an…. Und da stand schon der Zöllner und schaute halb fragend ins Boot. Froh und
erstaunt, dass er schon da war, bat ich ihn an Bord wo auch die restlichen
Formalitäten zügig erledigt wurden. Erst später in Sankt Petersburg stellte ich
fest, dass die Uhr hier noch mal eine Stunde weiter gestellt ist. So war es
schon 10 30 Uhr als der Zöllner kam und ich war zu spät dran. Hier gilt
nämlich Moskauer Zeit, was mir bis dahin noch nicht bekannt war! Jetzt habe ich
also 2 Stunden Zeitunterschied im Vergleich zu Deutschland und Mitteleuropa.
Insel Krohnstadt it Militärhafen |
Die Bucht von St. Petersburg ist insgesamt sehr flach mit
einer durchschnittlichen Tiefe zwischen 2,5 -5 m. Aus diesem Grund hielt ich
mich sehr dicht am äußeren Rand des Fahrwassers,
liefen doch ununterbrochen Schiffe an mir vorbei. Als ich
irgendwann andere Segler auch außerhalb des Fahrwassers segeln sah, wurde
ich etwas mutiger und verließ ebenfalls das Fahrwasser, jetzt eben nur noch
mit weniger Wasser unterm Kiel. Mit Blick aufs Echolot , war das dann auch kein Problem. Endlich aber kam ich dem St. Petersburger
Yachtclub so nahe, dass ich mich wieder ins Fahrwasser einfädeln musste. Nun
hatte ich schon mit Faszination die vielen und ununterbrochen durchs Wasser
sausenden Tragflächenboote bewundert.
Doch nutzten vor allem die das Fahrwasser und
das wie es schien recht rücksichtslos! Dennoch, es half nichts, rein ins
Fahrwasser und schon waren sie da, fuhren, nein flogen fast mit minimalabstand
an mir vorbei…..Zusätzlich war schon längere zeit zu beobachten, wie sich eine
dunkle Wolkenwand hinter mir aufbaute und langsam aber zügig heranzog. Auch
diese zeigte jetzt kurz vor der Einfahrt ihr Potential, was bedeutete, dass das
Wasser hinter mir weiß von Schaumkronen wurde… der Seegang stärker und
besonders kabbelig wurde. Erst später merkte ich, das der Seegang, auf Grund
der Neva Strömung, die sich ebenfalls dort ins Meer ergoss, noch einmal
verstärkt wurde, also Wind gegen Strömung! Für mich wurde es höchste Zeit
wenigstens das Großsegel zu bergen, denn es wurde immer voller vor
der sich nahenden Hafeneinfahrt, waren doch alle Segler vor dem herannahenden
Wetter bestrebt in den Hafen zu kommen. Also, rein in den Wind Segel runter, um
mich herum Wellen etwas Chaos, andere Segler die Kämpften und die
Tragflächenboote, die mit unverminderter Geschwindigkeit an einem vorbei
rasten- nein einer ging freundlicherweise vor mir kurz runter mit der Fahrt,
sonst wärs wahrscheinlich nicht so gut gewesen.. Doch all das klappte, das
Segel war fest, wenn auch nicht gut aber für den Moment musste es reichen. So
kam ich im Hafen an, wo mir schon ein freundlicher junger Hafenmeister zuwinkte
wo ich hin solle. Er selber machte sich im Laufschritt auf den Weg zu mir und
so war ich sehr froh, dass mir bei diesem Wind von ihm und anderen Hafenliegern
beim Festmachen geholfen wurde. Der Hafenmister reichte mir gleich sein
Telefon, worauf hin ich die Dame der Reiseagentur am Telefon hatte, über die
das Visum beantragt wurde. Ok, mit ihr verabredete ich nochmal ein kurzes
Treffen, an welchem wir für den nächsten Tag eine Stadtführung verabredeten.
Winterpalast |
Nevabrücke |
Winterpalast / Heremitage |
warten bis drinnen war. Die Kunstsammlung
der Heremitage umfasst heute mehrere große Gebäudekomplexe. Doch schon der Besuch
Diese Stadt stahlt schon eine Faszination aus. Sie hat
mindestens 5 Millionen Einwohner. Täglich wird sie von 3 - 5 großen Luxuslinern
angelaufen die morgens gegen 5 Uhr Einlaufen und nach dem Frühstück
jeweils ca. 2000 Menschen in die Stadt spülen, die dann alle
Sehenswürdigkeiten gleichzeitig umlagern. Ähnliches war mir auch schon in
Tallinn aufgefallen. Sehr erschwerend ist natürlich, dass
ich die Sprache nicht
beherrsche und nur wenige Menschen Englisch sprechen und dennoch hab ich das
Gefühl einer gewissen Fremdheit.
Es wird unglaublich gebaut, viele große hohe,
noble Häuserblocks in sehr ansprechender, moderner Bauweise, wie man es
teilweise aus den USA kennt. Dazu fahren viele Leute große teure Autos und
insgesamt auch gerne schnell. Am Yachthafen landete mindestens 2-3 mal täglich
ein kleiner Hubschrauber um jemanden zu bringen oder abzuholen. Es gibt hier
einen Reichtum der auch sehr deutlich präsentiert wird. Wie man mir sagte sind
das meist Menschen die mit Gas und Öl zu tun haben und davon profitieren. Schon
hundert Kilometer außerhalb der Stadt soll sich einem ein ganz anderes Bild
zeigen, leben die Menschen dort überwiegend in ärmlichen Verhältnissen.
Da die Wettervorhersage günstig schien, wollte ich den
kommenden Tag zur Rückreise nach Finnland nutzen.
Früh legte ich mich hin, um
ein wenig Schlaf zu finden, stand um 3 15 auf und war um 3 30
unterwegs. Der Vollmond stand am hellen Nachthimmel, trotz Gegenwind kam ich
gut voran, so dass ich um 9 Uhr beim Zoll ankam, um 10 ausklarierte und um 10 30
auf dem weg nach Westen war.
Auf dieser Strecke erlebte ich erstmalig deutlich und
hautnah, was ich in Büchern schon gelesen, aber nur mäßig teilen und nachvollziehen konnte, nämlich
dass die Ostsee ein unberechenbares Gewässer ist. Mit leichtem nord-west begann
ich meinen Weg. Der Wind wechselte auf
süd-west, steigert sich auf 4 -5 wodurch sich im Finnischen Meerbusen bald ein
ordentlicher Seegang aufbaute. Dann
schlief der Wind komplett ein, die Segel schlugen wie verrückt umher, so dass ich eine Weile unter Motor lief, um Fahrt und Kontrolle im Schiff zu behalten. Ganz sanft begann ein leises Kräuseln des Wassers von achtern. Das Groß wurde gefiert
und nach vorne abgespannt, sonst schlug es bei dem Seegang ständig umher und
auch die Genoa wurde ausgebaumt. So begann ich Schmetterling zu segeln. Wind
von achtern wellen von Vorne. Es dauerte gute 2 Stunden bis diese durch den
achterlichen Wind kaum mehr zu spüren waren. Dieser Wind nahm jetzt langsam
aber zügig Fahrt auf, so dass ich mit 5, später mit 6.5 Knoten durchs Wasser
rauschte, leider auch durch den Regen der unaufhörlich vom Himmel nieselte und
mein nicht hochseetaugliches Regenzeug bald durchnässte…Wollte ich anfangs Haropu,
einen direkt an der Grenze liegenden Hafen anlaufen, entschied ich mich doch
für Haapasaari. Hier hatte ich zwei Stunden mehr Zeit und etwas mehr Helligkeit
bei diesem Nieselwetter, um Tonnen, Inseln und Untiefen besser sehen zu
können. Gegen 6 Uhr war ich zwischen den Inseln, lief aber nicht in den kleinen,
sehr flachen Hafen ein, sondern blieb in einer kleinen Bucht,
warf kurzerhand den Anker und schlief erst mal ne Runde. Gegen 12 30 Uhr, war ich beim Zoll wieder in der EU angemeldet und da das Wetter wieder schön war,
segelte ich erstmalig in und durch die finnische Inselwelt, mit dem Ziel
Hamina, einer kleinen sehenswürdigen Stadt im Osten Finnlands.
Hamina, Kirchhof - Eingang |
Hamina Rathaus |
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