Mittwoch, 18. Juni 2014

Finnland (Haapasaari) – Sankt Petersburg – Finnland



                                                                                   7.6. -13.6.  2014
Ich verlebte zwei sehr schöne und entspannte Tage auf Haapasaari, einer kleinen Inselgruppe ganz im Osten Finnlands, die 20 sm vor der Küste liegt und der fast letzte Ausklarierungshafen für die Ausreise nach Russland ist. Ich genoss diesen Tag auf flach geschliffenen Felsen, in der Sonne liegend  und lesend.

 Am Samstag war es dann aber erst einmal grau bedeckter Himmel und das In der Sonne liegen hatte sich somit erledigt. So war ich eigentlich bereit weiter zu segeln. Noch herrschte Flaute, doch laut Windfinder und wo ich jetzt auch verstärkt schaue, da er mir verlässlicher erscheint, bei WindGuru wurde ab Mittag Wind aus Süd-West vorher gesagt, 3-4. Das wäwre sozusagen für mich und mein Ziel St.Petersburg geradezu optimal! Gegen späten Vormittag fuhr ich also in den Zollhafen und meldete mich dort zur Ausreise aus der EU. Nachdem die Formalitäten erledigt waren machte ich mich auf den Weg. Und fast gleichzeitig hob auch der Wind an zu wehen und er legte so wie er sollte langsam los, aus der richtigen Richtung, West! Wie gut war das! So segelte ich gen Ost, raumen Wind. Der nahm jetzt zügig zu und steigerte sich auf 5 – 6, wodurch ich die erste Hälfte der insgesamt etwa 85 Sm in Höchstfahrt zurücklegte. Einmal kam eine lange große Welle und eine Bö gleichzeitig von Hinten und ich rauschte mit noch nie dagewesener Höchstfahrt von 11.1 knoten vor der Welle her. Mit einem Kielschiff solch eine Geschwindigkeit zu erlangen, lässt auch schon den Adrenalinspiegel sprungartig ansteigen. Doch das wichtigste in solch einem Moment ist, die Pinne ruhig zu halten  und nicht in Hektik zu geraten, dann kann das Schiffchen in ruhe ausrasen und wieder zu normaler Geschwindigkeit zurück finden.  Rgendwann nahm der Wind auch langsam wieder ab und jetzt etwas langsamer, näherte ich mich dem Ende dieser großen Bucht des Finnischen Meerbusens. Mitte der Nacht wehte es nur noch schwach und ich kam nur noch langsam voran kam. Doch auch das war ein Erlebnis. Die Nacht war sternenklar, wie man so schön sagt, aber man sah nur wenig Sterne, da es dazu fast zu hell war. Stattdessen sah man viele andere Lichter auf dem Wasser. Es herrschte reger Verkehr auf dem Wasser, ständig liefen Schiffe  im Fahrwasser dicht  an  mir vorbei und es wimmelte von ankernden Schiffen, die teilweise direkt am Fahrwasser ankerten und ein weites Lichtermeer am Horizont bildeten.
Ankerndes Schiffe vor der Einfahrt nach St. Petersburg

Sonnenaufgang über Russland


 Hier musste ich durch, was aus der Ferne komplizierter aussah als es beim Näherkommen wirklich war. Am Ende dieses großen Finnischen Meerbusens lag jetzt die Insel Krohnstadt mit der Festung Kotlin. Eine ehemals gesperrte und nur dem Militär zugängliche Stadt.  Diese wiederum ist durch einen Hochwasser-Schutzdamm, über welchen eine  Autobahn führt, zu beiden Seiten mit dem Festland verbunden. Die Einfahrt in die dann noch 20 sm tiefe Bucht, an deren Ende Sankt Petersburg liegt, führt durch ein untertunneltes Hochwasser-Sperrwerk, welches zum Schutz der Stadt geschlossen werden kann. Fertig geworden und einsatzbereit ist die Anlage erst vor 3-4 Jahren, durch das direkte Einwirken von Herrn Putin, nachdem viele Jahrzehnte  daran gebaut wurde.
Gegen 5 Uhr lief ich durch das Sperrwerk, mit einer Gegenströmung von einem guten Knoten. War ich der Meinung in den großen ehemaligen Militärhafen von Krohnstadt einlaufen zu müssen,  war ich froh, direkt hinter der Einfahrt durch das Sperrwerk den Zollterminal zu entdecken, da dort die britische Motorjacht lag, die mich kurz zuvor  überholt hatte. So fuhr ich dort hin, wurde freundlich angewiesen wo ich mich hinzulegen hatte und meldete mich dann mit meinem Pass. Es dauerte etwas und einige Zettel mussten ausgefüllt werden, doch schließlich war das Einklarieren halb geschafft, es fehlte nur noch der richtige Zollbeamte und der kam erst um 10 Uhr. „Ich sollte  mich jetzt mal hinlegen und noch etwas schlafen“Es war gerade erst 5 30 Uhr. So stellte ich meinen Wecker auf 9 30 Uhr. Pünktlich wachte ich durch den Wecker auf, zog mich an…. Und da stand schon der Zöllner und schaute halb fragend ins Boot. Froh und erstaunt, dass er schon da war, bat ich ihn an Bord wo auch die restlichen Formalitäten zügig erledigt wurden. Erst später in Sankt Petersburg stellte ich fest, dass die Uhr hier noch mal eine Stunde weiter gestellt ist. So war es schon 10 30 Uhr als der Zöllner kam und ich war zu spät dran. Hier gilt nämlich Moskauer Zeit, was mir bis dahin noch nicht bekannt war! Jetzt habe ich also 2 Stunden Zeitunterschied im Vergleich zu Deutschland und Mitteleuropa.
Insel Krohnstadt it Militärhafen

Die Bucht von St. Petersburg ist insgesamt sehr flach mit einer durchschnittlichen Tiefe zwischen 2,5 -5 m. Aus diesem Grund hielt ich mich sehr dicht am äußeren Rand des  Fahrwassers, liefen doch ununterbrochen Schiffe an mir vorbei. Als ich irgendwann andere Segler auch außerhalb des Fahrwassers segeln sah, wurde ich etwas mutiger und verließ ebenfalls das Fahrwasser, jetzt eben nur noch mit weniger Wasser unterm Kiel. Mit Blick aufs Echolot , war das dann auch kein Problem. Endlich aber kam ich dem St. Petersburger Yachtclub so nahe, dass ich mich wieder ins Fahrwasser einfädeln musste. Nun hatte ich schon mit Faszination die vielen und ununterbrochen durchs Wasser sausenden Tragflächenboote bewundert. 

Doch nutzten vor allem die das Fahrwasser und das wie es schien recht rücksichtslos! Dennoch, es half nichts, rein ins Fahrwasser und schon waren sie da, fuhren, nein flogen fast mit minimalabstand an mir vorbei…..Zusätzlich war schon längere zeit zu beobachten, wie sich eine dunkle Wolkenwand hinter mir aufbaute und langsam aber zügig heranzog. Auch diese zeigte jetzt kurz vor der Einfahrt ihr Potential, was bedeutete, dass das Wasser hinter mir weiß von Schaumkronen wurde… der Seegang stärker und besonders kabbelig wurde. Erst später merkte ich, das  der Seegang, auf Grund der Neva Strömung, die sich ebenfalls dort ins Meer ergoss, noch einmal verstärkt wurde, also Wind gegen Strömung! Für mich wurde es  höchste Zeit wenigstens  das Großsegel zu bergen, denn es wurde immer voller vor der sich nahenden Hafeneinfahrt, waren doch alle Segler vor dem herannahenden Wetter bestrebt in den Hafen zu kommen. Also, rein in den Wind Segel runter, um mich herum Wellen etwas Chaos, andere Segler die Kämpften und die Tragflächenboote, die mit unverminderter Geschwindigkeit an einem vorbei rasten- nein einer ging freundlicherweise vor mir kurz runter mit der Fahrt, sonst wärs wahrscheinlich nicht so gut gewesen.. Doch all das klappte, das Segel war fest, wenn auch nicht gut aber für den Moment musste es reichen. So kam ich im Hafen an, wo mir schon ein freundlicher junger Hafenmeister zuwinkte wo ich hin solle. Er selber machte sich im Laufschritt auf den Weg zu mir und so war ich sehr froh, dass mir bei diesem Wind von ihm und anderen Hafenliegern beim Festmachen geholfen wurde. Der Hafenmister reichte mir gleich sein Telefon, worauf hin ich die Dame der Reiseagentur am Telefon hatte, über die das Visum beantragt wurde. Ok, mit ihr verabredete ich nochmal ein kurzes Treffen, an welchem wir für den nächsten Tag eine Stadtführung verabredeten.
Winterpalast
 Nevabrücke
Abends habe ich mich dann doch noch mal aufs Fahrrad gesetzt und einen ersten kleinen Streifzug in die Stad unternommen. Gescheucht von rasenden Autos die ungehemmt und gerne laut über die Straßen jagen, von Straßenbahnen die rumpelnd, polternd langsam über die Klappbrücken kriechen. Später erfuhr ich, dass diese Brücken über die Neva nachts jeweils von 1 30 bis 4 30 Uhr für den sehr regen Schiffsverkehr  geöffnet sind. In dieser Zeit gibt es quasi keine Querverbindung durch die Stadt.  Am nächsten Tag  ging es dann unter Führung der Fremdenführerin mit dem Auto durch die Stadt und entlang aller wichtigen und schönen Sehenswürdigkeiten.

Faszinierend so viel Geschichte  zu sehen und darüber zu hören. Irgendwann reichte es aber auch  im ehemaligen Winterpalast von Peter 1. Ist sehr beeindruckend. Das Gebäude von innen mit seinen vielen prunkvoll verzierten Sälen und vielen hundert  Zimmern, wie auch die sehr umfangreichen Kunstsammlungen verschiedenster Richtungen sind sehr beeindruckend zu besichtigen.
Winterpalast / Heremitage
und ich war froh alleine weiter durch die Stadt zu ziehen. Am nächsten Tag war es anfangs noch grau, weswegen ich mich erst gegen Mittag jetzt wieder mit dem Rad auf den Weg in die Stadt machte um weitere Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Abends endlich war der Himmel blau und all die prächtigen Schlösser, Kirchen und goldenen Kuppeln leuchteten im Licht der Abendsonne. Für den nächsten Tag hatte ich mir dann doch noch den Besuch der Heremitage vorgenommen. Eine viertel Stunde vor Einlass war ich da und brauchte somit nicht lange zu
warten bis drinnen war. Die Kunstsammlung
der Heremitage umfasst heute mehrere große Gebäudekomplexe. Doch schon der Besuch
Diese Stadt stahlt schon eine Faszination aus. Sie hat mindestens 5 Millionen Einwohner. Täglich wird sie von 3 - 5 großen Luxuslinern angelaufen die morgens gegen 5 Uhr Einlaufen und nach dem Frühstück jeweils  ca. 2000  Menschen in die Stadt spülen, die dann alle Sehenswürdigkeiten gleichzeitig umlagern. Ähnliches war mir auch schon in Tallinn aufgefallen. Sehr erschwerend ist natürlich, dass 
ich die Sprache nicht beherrsche und nur wenige Menschen Englisch sprechen und dennoch hab ich das Gefühl einer gewissen Fremdheit.





 Es wird unglaublich gebaut, viele große hohe, noble Häuserblocks in sehr ansprechender, moderner Bauweise, wie man es teilweise aus den USA kennt. Dazu fahren viele Leute große teure Autos und insgesamt auch gerne schnell. Am Yachthafen landete mindestens 2-3 mal täglich ein kleiner Hubschrauber um jemanden zu bringen oder abzuholen. Es gibt hier einen Reichtum der auch sehr deutlich präsentiert wird. Wie man mir sagte sind das meist Menschen die mit Gas und Öl zu tun haben und davon profitieren. Schon hundert Kilometer außerhalb der Stadt soll sich einem ein ganz anderes Bild zeigen, leben die Menschen dort überwiegend in ärmlichen Verhältnissen.  
Da die Wettervorhersage günstig schien, wollte ich den kommenden Tag zur Rückreise nach Finnland nutzen.

Früh legte ich mich hin, um ein wenig Schlaf zu finden, stand um 3 15 auf und war um 3 30 unterwegs. Der Vollmond stand am hellen Nachthimmel, trotz Gegenwind kam ich gut voran, so dass ich um 9 Uhr beim Zoll ankam, um 10 ausklarierte und um 10 30 auf dem weg nach Westen war.
Auf dieser Strecke erlebte ich erstmalig deutlich und hautnah, was ich in Büchern schon gelesen, aber nur mäßig  teilen und nachvollziehen konnte, nämlich dass die Ostsee ein unberechenbares Gewässer ist. Mit leichtem nord-west begann ich meinen Weg.  Der Wind wechselte auf süd-west, steigert sich auf 4 -5 wodurch sich im Finnischen Meerbusen bald ein ordentlicher  Seegang aufbaute. Dann schlief der Wind komplett ein, die Segel schlugen wie verrückt umher, so dass ich eine Weile unter Motor lief, um Fahrt und Kontrolle im Schiff zu behalten. Ganz sanft begann ein leises Kräuseln des Wassers von achtern. Das Groß wurde gefiert und nach vorne abgespannt, sonst schlug es bei dem Seegang ständig umher und auch die Genoa wurde ausgebaumt. So begann ich Schmetterling zu segeln. Wind von achtern wellen von Vorne. Es dauerte gute 2 Stunden bis diese durch den achterlichen Wind kaum mehr zu spüren waren. Dieser Wind nahm jetzt langsam aber zügig Fahrt auf, so dass ich mit 5, später mit 6.5 Knoten durchs Wasser rauschte, leider auch durch den Regen der unaufhörlich vom Himmel nieselte und mein nicht hochseetaugliches Regenzeug bald durchnässte…Wollte ich anfangs Haropu, einen direkt an der Grenze liegenden Hafen anlaufen, entschied ich mich doch für Haapasaari. Hier hatte ich zwei Stunden mehr Zeit und etwas mehr Helligkeit bei diesem Nieselwetter, um Tonnen, Inseln und Untiefen besser sehen zu können. Gegen 6 Uhr war ich zwischen den Inseln, lief aber nicht in den kleinen, sehr flachen Hafen ein, sondern blieb in einer kleinen Bucht, warf kurzerhand den Anker und schlief erst mal ne Runde. Gegen 12 30 Uhr, war ich beim Zoll wieder in der EU angemeldet und da das Wetter wieder schön war, segelte ich erstmalig in und durch die finnische Inselwelt, mit dem Ziel Hamina, einer kleinen sehenswürdigen Stadt im Osten Finnlands.
Hamina, Kirchhof - Eingang

Hamina Rathaus

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