Sonntag, 1. Juni 2014

Venstpils- Montu / Estland



                                                                                                     25. Mai
Jetzt bin ich bald einen Monat mit meinem Boot unterwegs.  Ob es nicht irgendwann auch mal langweilig ist? Nein, dass wird es nicht. Einsam, ja gelegentlich, vielleiecht ein wenig, aber eigentlich nur wenn ich im Hafen bin und sonst nichts zu tun ist. Das ist sicher auch ein Grund, warum ich nicht zu lange im Hafen herumliege. Gerne schaue ich mir die Städte und Gegenden an und anschließend mache ich mich auch gerne wieder auf den Weg! Heute war wieder ein so wunderschöner Tag, nach wie vor Sonne pur und Wind von achtern, ohne all zu starkem Wellengang. Optimale Bedingungen zum Spinnacker segeln. Hat man den oben und er steht und hat sich eingependelt, dann steuert sogar der Steuerpilot, sofern der Seegang das zulässt. Aber das hat er die letzten Tage meist! Und so hatte ich heute wieder so ein schnelles, aber gleichzeitig meist entspanntes Segeln, es war einfach nur schön.
Entspannt? Ja! Und  nein. Einmal dachte ich,  ich könnte ein wenig am Laptop schreiben, wo ich so viel Muße habe. Doch das ging nicht. Gerade drei Zeilen hab ich hin bekommen. Immer wieder war ich abgelenkt, schaute zum Segel, zur Pinne, den Wellen und ob vielleicht von irgend wo jemand kommt. Auch wenn ich hier zur Zeit meist ganz alleine auf dem Wasser bin. Aufpassen ist besser wie einmal zu wenig schauen. Einmal hatte ich einen richtigen Schreck bekommen. Das war vor Wladislowowo. Da segelte ich ganz brav außen ums Sperrgebiert herum, immerhin ein Umweg von 20 sm, wenig entfernt hinter mir  ein anderer Deutscher. Es regnete und weil ich ja so gut wie auf der Sperrgebietslinie segelte und sonst keiner zu sehen war, verschwand ich mal kurz unter Deck um mir  etwas zum Essen zu suchen. Plötzlich, man lauscht ja immer auf die Geräusche des Bootes beim Segeln, auf jedes Ächzen und Knacken, ja plötzlich aber schnellte ich nach draußen und kriegte einen gehörigen Schreck. Da rauscht neben mir, in verdammt dichtem Abstand, eine riesen große Fähre in ihrem Reisetempo an mir vorbei. D.h. die schob sich zwischen mich und das hinter mir  segelnde Boot. Ich konnte gar nicht mehr reagieren, da wurde ich schon von den Wellen durchgeschüttelt. Soviel also zu dem sich Umschauen. Warscheinlich wäre mir eben der Überaschungsmoment erspart geblieben. Denn keine 5 min. später war die Fähre auch schon wieder im Dunst verschwunden…
Aber zurück zum Thema Segeln und Zeit haben. Man glaubt es kaum, aber eigentlich hat man beim Segeln kaum Zeit irgendetwas anderes zu tun. Man schafft es selten sich in ein Buch zu vertiefen, ist man doch ständig abgelenkt auf  Segel, Pinne, Wind und andere Schiffe zu achten.Oder einem fällt ein, doch endlich die Lukenklappen zu lakieren 
Die lakierten Lukenklappen
oder die Polsterknöpfe wieder anzunähen, oder... man genießt die Zeit, denkt über alles mögliche und unmögliche nach, denkt an die verschiedensten Leute und wie es denen wohl so geht. Ja, dafür hat man wirklich Zeit, einfach mal die Gedanken schweifen zu lassen. Manchmal  gibt’s  auch  nette Musik, die zu Wind und Wellen passt, oder auch mal ein Hörbuch, von netten Menschen für genau solche Momente mitgegeben.
Und so vergeht die Zeit, nein man segelt durch sie hindurch (das z.B. kam gerade in einem Buch vor was ich lese) und
Zum schreiben oder lesen bleiben meist nur die abendlichen Mußestunden, wenn man im Hafen angekommen ist oder am Ankerplatz und eben alles andere getan ist.
Fast acht Stunden segelte ich unter Spinnacker, ca. 38 sm, jetzt bin ich in Estland. Meine Begeisterung  für Lettland hatte irgendwie etwas nachgelassen. Die Prägung der Sowjetzeit ist eben doch noch recht deutlich zu sehen. Die Häfen waren mir zu groß, zu laut das ständige Be-und entladen der Schiffe mit  Kohle ud Holz, ja bergeweise Holz aus den hiesigen großen Waldgegenden.

In den Städten findet man viele alte Häuser aus Stein und Holz die teilweise restauriert sind oder eben auch noch nicht. Vieles ist hier noch zu tun und vieles bleibt wohl auch liegen.
Mit Blick auf mein St.Petersburg-Visa machte ich mich doch lieber auf den Weg nach Estland und werde nicht weiter nach Riga fahren. Lieber nehme ich mir noch ein wenig Zeit um Estland kennenzulernen.
Jetzt hier in Montu, an der Südspitze Estlands großer schöner Insel Saaremaa gibt es wunderschöne Landschaft und Natur!
Der Hafen ist nach einem Sturm 2005 wohl immer noch nicht wieder hegerichtet. Doch sie scheinen daran zu arbeiten.  Man liegt an einer großen Pier, unmittelbar neben dem Hafen beginnt der Wald und die Wiesen. Werde morgen Früh noch einmal mit dem Rad zur Südspitze und dem dortigen imposanten Leuchtturm fahren. Da freue ich mich schon drauf. Überhaupt hat es sich als für mich sehr gut herausgestellt, dass  ich das kleine Rad dabei habe. Gerne nehme ich mir morgens noch etwas Zeit für einen Landgang, um dann lieber in den Abend und die Nacht hinein zu segeln. Gerade letzte Nacht war ich gegen 02 00 Uhr in Ventspils angekommen, bei Nacht.
Das ist immer wieder ein tolles und spannendes Erlebnis!! Genau das, was ich mir wünschte zu erleben.
2 Uhr - nächtliches Einlaufen in Ventspils / Lettland





Immer noch scheint die Sonne, der Kuckuck ruft, es ist still und schön! Die Entscheidung war gut hierher zu kommen. Hier kann die Seele wieder baumeln. Das hatte mir in den Städten gefehlt! Und wirklich, Estland hat schon etwas deutlich skandinavisches, da fühle ich mich gleich sehr wohl, zumindest auf dem Land, mal sehen wie´s weiter geht. Übrigens ist die Sprache auch finnisch verwand, ähnlich dem Ungarischen. Das unterscheidet das Estländische von der lettischen  und litauischen Sprache, die wiederum aus dem Slawischen stammt.
Bei den Hafen  WC´s gibt’s hier jetzt auch meist eine Sauna mit dabei. Es soll ja kälter werden, dann freue ich mich sicher darüber!

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