25. Mai
Jetzt bin ich bald einen Monat mit meinem Boot unterwegs. Ob es nicht irgendwann auch mal langweilig ist? Nein, dass wird es nicht. Einsam, ja gelegentlich, vielleiecht ein wenig,
aber eigentlich nur wenn ich im Hafen bin und sonst nichts zu tun ist. Das ist
sicher auch ein Grund, warum ich nicht zu lange im Hafen herumliege. Gerne schaue ich mir die Städte und Gegenden an und anschließend mache ich mich
auch gerne wieder auf den Weg! Heute war wieder ein so wunderschöner Tag, nach
wie vor Sonne pur und Wind von achtern, ohne all zu starkem Wellengang. Optimale
Bedingungen zum Spinnacker segeln. Hat man den oben und er steht und hat sich
eingependelt, dann steuert sogar der Steuerpilot, sofern der Seegang das
zulässt. Aber das hat er die letzten Tage meist! Und so hatte ich heute wieder
so ein schnelles, aber gleichzeitig meist entspanntes Segeln, es war einfach
nur schön.
Entspannt? Ja! Und nein.
Einmal dachte ich, ich könnte ein wenig
am Laptop schreiben, wo ich so viel Muße habe. Doch das ging nicht. Gerade drei
Zeilen hab ich hin bekommen. Immer wieder war ich abgelenkt, schaute zum Segel,
zur Pinne, den Wellen und ob vielleicht von irgend wo jemand kommt. Auch wenn
ich hier zur Zeit meist ganz alleine auf dem Wasser bin. Aufpassen ist
besser wie einmal zu wenig schauen. Einmal hatte ich einen richtigen Schreck
bekommen. Das war vor Wladislowowo. Da segelte ich ganz brav außen ums
Sperrgebiert herum, immerhin ein Umweg von 20 sm, wenig entfernt hinter mir ein anderer Deutscher. Es regnete und weil ich
ja so gut wie auf der Sperrgebietslinie segelte und sonst keiner zu sehen war,
verschwand ich mal kurz unter Deck um mir etwas zum Essen zu suchen.
Plötzlich, man lauscht ja immer auf die Geräusche des Bootes beim Segeln, auf
jedes Ächzen und Knacken, ja plötzlich aber schnellte ich nach draußen und kriegte
einen gehörigen Schreck. Da rauscht neben mir, in verdammt dichtem Abstand,
eine riesen große Fähre in ihrem Reisetempo an mir vorbei. D.h. die schob sich
zwischen mich und das hinter mir segelnde
Boot. Ich konnte gar nicht mehr reagieren, da wurde ich schon von den Wellen
durchgeschüttelt. Soviel also zu dem sich Umschauen. Warscheinlich wäre mir
eben der Überaschungsmoment erspart geblieben. Denn keine 5 min. später war die
Fähre auch schon wieder im Dunst verschwunden…
Aber zurück zum Thema Segeln und Zeit haben. Man glaubt es
kaum, aber eigentlich hat man beim Segeln kaum Zeit irgendetwas anderes zu tun.
Man schafft es selten sich in ein Buch zu vertiefen, ist man doch ständig
abgelenkt auf Segel, Pinne, Wind und
andere Schiffe zu achten.Oder einem fällt ein, doch endlich die Lukenklappen zu lakieren
Die lakierten Lukenklappen |
oder die Polsterknöpfe wieder anzunähen, oder... man genießt die Zeit, denkt über alles mögliche und unmögliche nach, denkt an die verschiedensten Leute und wie es denen wohl so geht. Ja, dafür hat man wirklich Zeit, einfach mal die Gedanken schweifen zu lassen. Manchmal gibt’s auch
nette Musik, die zu Wind und Wellen passt, oder auch mal ein Hörbuch,
von netten Menschen für genau solche Momente mitgegeben.
Und so vergeht die Zeit, nein man segelt durch sie
hindurch (das z.B. kam gerade in einem Buch vor was ich lese) und
Zum schreiben oder lesen bleiben meist nur die abendlichen Mußestunden,
wenn man im Hafen angekommen ist oder am Ankerplatz und eben alles andere getan
ist.
Fast acht Stunden segelte ich unter Spinnacker, ca. 38
sm, jetzt bin ich in Estland. Meine Begeisterung für Lettland hatte irgendwie etwas
nachgelassen. Die Prägung der Sowjetzeit ist eben doch noch recht deutlich zu
sehen. Die Häfen waren mir zu groß, zu laut das ständige Be-und entladen der
Schiffe mit Kohle ud Holz, ja bergeweise Holz aus den hiesigen großen Waldgegenden.
In den Städten findet man viele alte Häuser aus Stein und
Holz die teilweise restauriert sind oder eben auch noch nicht. Vieles ist hier
noch zu tun und vieles bleibt wohl auch liegen.
Mit Blick auf mein St.Petersburg-Visa
machte ich mich doch lieber auf den Weg nach Estland und werde nicht weiter nach
Riga fahren. Lieber nehme ich mir noch ein wenig Zeit um Estland kennenzulernen.
Jetzt hier in Montu, an der Südspitze Estlands großer schöner Insel Saaremaa gibt es wunderschöne
Landschaft und Natur!
Das ist immer wieder ein tolles und spannendes Erlebnis!! Genau das, was ich mir wünschte zu erleben.
2 Uhr - nächtliches Einlaufen in Ventspils / Lettland |
Immer noch scheint die Sonne, der Kuckuck ruft, es ist still
und schön! Die Entscheidung war gut hierher zu kommen. Hier kann die Seele
wieder baumeln. Das hatte mir in den Städten gefehlt! Und wirklich, Estland hat
schon etwas deutlich skandinavisches, da fühle ich mich gleich sehr wohl,
zumindest auf dem Land, mal sehen wie´s weiter geht. Übrigens ist die Sprache
auch finnisch verwand, ähnlich dem Ungarischen. Das unterscheidet das
Estländische von der lettischen
und litauischen Sprache, die wiederum aus dem Slawischen stammt.
Bei den Hafen WC´s
gibt’s hier jetzt auch meist eine Sauna mit dabei. Es soll ja kälter werden, dann freue ich mich sicher
darüber!
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