Wie gut dass wir jetzt in diesem schönen
geschützten Hafen liegen und uns keine Sorgen zu machen brauchen.
Als wir
gerade mit dem Abendessen fertig waren klopfte es vorne an den Bugkorb und zwei
Finnen luden uns ein ihre Clubsauna zu benutzen. Die wäre noch heiß und das
wäre hier so in Finnland, dass man in die Sauna geht, ob wir dazu Lust hätten?
Ja, natürlich haben wir das, hatten wir uns doch kurz vor dem Regen schon auf
die Suche nach der nächsten Sauna gemacht, aber keine gefunden. Schnell suchten
wir unsere Handtücher zusammen, bekamen die Sauna gezeigt, die wir sodann mit
Freude nutzten. Mit Holz werden die Saunaöfen hier auf den fernen Inseln
befeuert und liegen stets so nahe am Wasser, dass man schwups schnell darin
untertauchen kann. Ein wirklich schöner Brauch, der trotz sommerlicher Wärme
sehr angenehm und reinigend ist.
Sanitäreinrichtungen wie wir sie gewohnt sind
gibt es hier sonst nämlich meist nicht, erst recht nicht auf den kleinen
Inseln. Da gibt es nur ein WC Häuschen mit Rindenmulch-Plumpsklo. Ansonsten
eben „nur“ eine Sauna. Weiter im Süden sind diese meist nur zu buchen und
kosten einige Euros. Hier im Norden gehört das quasi dazu. Auch sind da
entweder nette Menschen, die einen dazu einladen, oder es sind so wenige Gäste
da, das man immer eine Zeit für die Sauna findet. In den zwei Wochen mit meiner Schwester
Isabel, gab es nur selten einen Abend ohne Sauna!
Was hier verstärkt auffällt ist
die vielerorts erwähnte Erhebung der Skandinavischen Landmasse. Auch hier in
Ryötta, wurden wir mehrfach deutlich darauf gestoßen. Schaubilder zeigen die
Geschichte der Insel. Eine Insel die im Verlauf der letzten 300 Jahre aus drei
Inseln zusammengewachsen ist. Früher wurde hier Holz aus den Wäldern
hingeschleppt, auf große Frachter verladen und z.T. nach England verschifft.
Heute findet das natürlich nicht mehr statt, aber auch die Wassertiefe würde
soetwas nicht mehr zulassen. Ein Segler erzählte, dass er einen Wasserweg wo
heute 1,8 m Wassertiefe in der Seekarte steht, er noch als zugelassen für 2,5
Meter kennt. Die vielen flachen und teilweise auch sehr sandigen Buchten und Untiefen,
werden mit einer Geschwindigkeit von 9 mm pro Jahr, also mit 45cm in 50 Jahren aus
dem Wasser auftauchen. So flach wie die finnische Küste generell ist wird sich
das hiesige Landschaftsbild weiter verhältnismäßig schnell verändern. Auf jeden
Fall so, dass dies innerhalb eines Menschenlebens zu bemerken und
nachzuvollziehen ist. Das ist eine beeindruckende Tatsache. Auf einer
Schautafel im Gebiet der Kvarken, geht man davon aus, dass es im Jahr 2500 eine
durchgehende Landverbindung zwischen Finnland und Schweden, in diesem sehr
flachen Inselbereich geben wird.
Am nächsten Morgen war es wieder
herrlicher Sonnenschein, nur der Wind kam aus Südwest, was für uns weniger
günstig war. Anfangs noch unentschlossen, ob ich innerhalb der Oulu
vorgelagerten Inseln, oder außen um die Hauptinsel Hailuoto herumsegeln sollte,
entschied ich mich schließlich doch für den inneren Weg. Eher risikoreich und
ohne Fahrwasser hätte ich mich über Untiefen hindurch schlängeln müssen, um außen
herum zu segeln. Außerdem schien das der längere Weg zu sein. So galt es jetzt,
entlang des inneren
Fahrwassers zu kreuzen, immer mit Blick auf Echolot und Kartenplotter.
Mit zwischenzeitlichem Motoren, konnten
wir uns Gewitter und Regen recht erfolgreich entziehen, dennoch der Wind blieb
schwach und schließlich gänzlich fort, so dass wir unseren Plan der längeren
Strecke, vorerst änderten und entschieden, in den nicht weit entfernten Hafen,
Vareskari einzulaufen.
Mittlerweile hatte es langsam wieder angefangen zu wehen,
aus Nord! Da diese Richtung ideal für unseren Kurs passen und uns gut
voranbringen könnte, entschieden wir uns wieder auszulaufen. Mit Spinnacker
kamen wir, wenn auch nicht schnell, so doch erfreulich stetig voran, vorerst!
Gegen Mitternacht wurde es dann gänzlich still, das Meer war spiegelglatt. Still
trieben wir vor uns hin. Nach zwei Stunden wartendes Treiben, entschied ich
mich den Motor anzuwerfen. So motorten wir für einige Zeit durch diese,
weiterhin helle Nacht.
Da wir zu zweit waren, konnten wir uns mit dem Schlafen
etwas abwechseln, was eine angenehme Erleichterung darstellte. In den
Morgenstunden kam der Wind dann langsam und zögerlich zurück. Die des Nachst
sich über Land gebildeten Nebelschwaden, waren mittlerweile hinaus aufs Meer gelangt
und zogen, als weißlich graue
Wolkenbänder, tief über die Meeresoberfläche. So verschwand die Sicht
gelegentlich und wir segelten gespensterhaft in Watte eingehüllt.
Nich lange jedoch und die Sonne setzte sich wieder durch. Auch
der Wind entschied sich für ein dauerhaftes Wehen, so dass wir unser neu
gestecketes Ziel, eine kleine, ca. 10 sm der Küste vorgelagerten Insel, Makalla
gut anliegen konnten und am frühen Abend wohlbehalten erreichten.
Maakala, still und schön, fast ein Geheimtipp, ist eine
kleine Fischerinsel, mit sogar eigenem Parlament, das eine gewisse Autonomie
zwischen Schweden und Finnland genießt. Die Häuschen, wie wir später hörten, dürfen
nicht verkauft oder vermietet werden, sondern sind in traditionellem
Familienbesitz, in welchem sie von Generation zu Generation weiter gegeben
werden.
Schon kurz nach unserem Einlaufen sprach uns unser Nachbar
an und erklärte , dass wir an vierter Stelle der Saunabenutzung stehen, wir
würden Bescheid bekommen und müssten dann, dem nach uns gekommenen weiter
Bescheid sagen. Was für ein Familiärer Umgang. Man sprach mit fast jedem Segler
und wusste schließlich einiges voneinander. Auch Räucherfisch gab es zu kaufen,
hinten am anderen Ende der Kleinen Insel,
bei den Fischern. Dahin machten wir uns alsbald auf den Weg. Wurden unterwegs
noch von Annie und Fischer Matti zum Sitzen eingeladen und erfuhren so ein
wenig über diese Fischerwelt.
Schließlich aber war unsere Zeit gekommen, die
Sauna rief, die wir wieder gerne nutzten, in dem Bewustsein, einen wesentlichen
Brauch der finnischen Lebensweise hier hautnah kennenzulernen, wunderbar!
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