Donnerstag, 24. Juli 2014

Kemi – Ryötta –(Vareskari)- Maakalla


Nach dem gestrigen Gewitter und dem unglaublichen Sonnenlicht, welches sich anschließend seinen Weg durch die Wolken suchte, war es heute Morgen tatsächlich noch grau und nebelige Feuchtigkeit lag in der Luft, als wir aus Kemi ausliefen. Wir mussten die ersten wenigen Meilen aus dem Hafen und dem engeren Fahrwasser heraus motoren, dann konnten wir segeln. Immer hoch am Wind, so lange bis der Wind einschlief und das Meer spiegelglatt um uns herumlag. Schließlich warfen wir doch den Motor an. Die Wolken lösten sich auf und wieder kamen wir bei schönstem Sonnenschein an spannenden, nordisch flachen Inseln vorbei. Wir nutzten die Flaute um zu baden. Dann setzte der Wind wieder ein. Jetzt wehte es aus Nordost, so dass wir die letzten Meilen sehr schön segeln konnten und rechtzeitig im Hafen von Ryötta ankamen, bevor  die schon seit längerem vor sich hin grummelnde dunkle Wolkenwand vom Festland hochgezogen war und Regen und Gewitter über uns hereinbrachen.
Wie gut dass wir jetzt in diesem schönen geschützten Hafen liegen und uns keine Sorgen zu machen brauchen.
 Als wir gerade mit dem Abendessen fertig waren klopfte es vorne an den Bugkorb und zwei Finnen luden uns ein ihre Clubsauna zu benutzen. Die wäre noch heiß und das wäre hier so in Finnland, dass man in die Sauna geht, ob wir dazu Lust hätten? Ja, natürlich haben wir das, hatten wir uns doch kurz vor dem Regen schon auf die Suche nach der nächsten Sauna gemacht, aber keine gefunden. Schnell suchten wir unsere Handtücher zusammen, bekamen die Sauna gezeigt, die wir sodann mit Freude nutzten. Mit Holz werden die Saunaöfen hier auf den fernen Inseln befeuert und liegen stets so nahe am Wasser, dass man schwups schnell darin untertauchen kann. Ein wirklich schöner Brauch, der trotz sommerlicher Wärme sehr angenehm und reinigend ist. 
Sanitäreinrichtungen wie wir sie gewohnt sind gibt es hier sonst nämlich meist nicht, erst recht nicht auf den kleinen Inseln. Da gibt es nur ein WC Häuschen mit Rindenmulch-Plumpsklo. Ansonsten eben „nur“ eine Sauna. Weiter im Süden sind diese meist nur zu buchen und kosten einige Euros. Hier im Norden gehört das quasi dazu. Auch sind da entweder nette Menschen, die einen dazu einladen, oder es sind so wenige Gäste da, das man immer eine Zeit für die Sauna findet. In den zwei Wochen mit meiner Schwester Isabel, gab es nur selten einen Abend ohne Sauna!
Was hier verstärkt auffällt ist die vielerorts erwähnte Erhebung der Skandinavischen Landmasse. Auch hier in Ryötta, wurden wir mehrfach deutlich darauf gestoßen. Schaubilder zeigen die Geschichte der Insel. Eine Insel die im Verlauf der letzten 300 Jahre aus drei Inseln zusammengewachsen ist. Früher wurde hier Holz aus den Wäldern hingeschleppt, auf große Frachter verladen und z.T. nach England verschifft. Heute findet das natürlich nicht mehr statt, aber auch die Wassertiefe würde soetwas nicht mehr zulassen. Ein Segler erzählte, dass er einen Wasserweg wo heute 1,8 m Wassertiefe in der Seekarte steht, er noch als zugelassen für 2,5 Meter kennt. Die vielen flachen und teilweise auch sehr sandigen Buchten und Untiefen, werden mit einer Geschwindigkeit von 9 mm pro Jahr, also mit 45cm in 50 Jahren aus dem Wasser auftauchen. So flach wie die finnische Küste generell ist wird sich das hiesige Landschaftsbild weiter verhältnismäßig schnell verändern. Auf jeden Fall so, dass dies innerhalb eines Menschenlebens zu bemerken und nachzuvollziehen ist. Das ist eine beeindruckende Tatsache. Auf einer Schautafel im Gebiet der Kvarken, geht man davon aus, dass es im Jahr 2500 eine durchgehende Landverbindung zwischen Finnland und Schweden, in diesem sehr flachen Inselbereich geben wird.
Am nächsten Morgen war es wieder herrlicher Sonnenschein, nur der Wind kam aus Südwest, was für uns weniger günstig war. Anfangs noch unentschlossen, ob ich innerhalb der Oulu vorgelagerten Inseln, oder außen um die Hauptinsel Hailuoto herumsegeln sollte, entschied ich mich schließlich doch für den inneren Weg. Eher risikoreich und ohne Fahrwasser hätte ich mich über  Untiefen hindurch schlängeln müssen, um außen herum zu segeln. Außerdem schien das der längere Weg zu sein. So galt es jetzt, entlang des inneren Fahrwassers zu kreuzen, immer mit Blick auf Echolot und Kartenplotter. 
Zwischendurch konnten wir auch kleine Abkürzungen zwischen den Inseln einlegen und entlang ruhiger, verschlafener Buchten und Inseln segeln.  Dennoch ließ der Wind irgendwann weiter nach und es zogen  Gewitterwolken über Land herauf, die sich uns zusehends näherten.
 Mit zwischenzeitlichem Motoren, konnten wir uns Gewitter und Regen recht erfolgreich entziehen, dennoch der Wind blieb schwach und schließlich gänzlich fort, so dass wir unseren Plan der längeren Strecke, vorerst änderten und entschieden, in den nicht weit entfernten Hafen, Vareskari einzulaufen.
Vareskari, ein eher im Abbau befindlicher kleiner, mit Versandung bedrohter Hafen, war dennoch einen schönen Zwischenstopp wehrt. Ein unerwarteter Sandstrand lud zum Baden ein und bei wieder schönem hellen Abendlicht konnten wir unser Abendessen geniessen.
Mittlerweile hatte es langsam wieder angefangen zu wehen, aus Nord! Da diese Richtung ideal für unseren Kurs passen und uns gut voranbringen könnte, entschieden wir uns wieder auszulaufen. Mit Spinnacker kamen wir, wenn auch nicht schnell, so doch erfreulich stetig voran, vorerst! 
Gegen Mitternacht wurde es dann gänzlich still, das Meer war spiegelglatt. Still trieben wir vor uns hin. Nach zwei Stunden wartendes Treiben, entschied ich mich den Motor anzuwerfen. So motorten wir für einige Zeit durch diese, weiterhin helle Nacht. 
Da wir zu zweit waren, konnten wir uns mit dem Schlafen etwas abwechseln, was eine angenehme Erleichterung darstellte. In den Morgenstunden kam der Wind dann langsam und zögerlich zurück. Die des Nachst sich über Land gebildeten Nebelschwaden, waren mittlerweile hinaus aufs Meer gelangt und zogen, als  weißlich graue Wolkenbänder, tief über die Meeresoberfläche. So verschwand die Sicht gelegentlich und wir segelten gespensterhaft in Watte eingehüllt.
Nich lange jedoch und die Sonne setzte sich wieder durch. Auch der Wind entschied sich für ein dauerhaftes Wehen, so dass wir unser neu gestecketes Ziel, eine kleine, ca. 10 sm der Küste vorgelagerten Insel, Makalla gut anliegen konnten und am frühen Abend wohlbehalten erreichten. 
Maakala, still und schön, fast ein Geheimtipp, ist eine kleine Fischerinsel, mit sogar eigenem Parlament, das eine gewisse Autonomie zwischen Schweden und Finnland genießt. Die Häuschen, wie wir später hörten, dürfen nicht verkauft oder vermietet werden, sondern sind in traditionellem Familienbesitz, in welchem sie von Generation zu Generation weiter gegeben werden.
Schon kurz nach unserem Einlaufen sprach uns unser Nachbar an und erklärte , dass wir an vierter Stelle der Saunabenutzung stehen, wir würden Bescheid bekommen und müssten dann, dem nach uns gekommenen weiter Bescheid sagen. Was für ein Familiärer Umgang. Man sprach mit fast jedem Segler und wusste schließlich einiges voneinander. Auch Räucherfisch gab es zu kaufen, hinten am anderen Ende der  Kleinen Insel, bei den Fischern. Dahin machten wir uns alsbald auf den Weg. Wurden unterwegs noch von Annie und Fischer Matti zum Sitzen eingeladen und erfuhren so ein wenig über diese Fischerwelt.
Schließlich aber war unsere Zeit gekommen, die Sauna rief, die wir wieder gerne nutzten, in dem Bewustsein, einen wesentlichen Brauch der finnischen Lebensweise hier hautnah kennenzulernen, wunderbar!

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